Sechsmal traten die Gäste aus dem Breisgau den Ball von der Eckfahne nach innen, und jedes Mal zitterten die FSV-Fans auf der Tribüne. Während Torhüterin Tessa Rinkes konsequent zu keinem Ball hinsprang, ließen die Abwehrspielerinnen eine klare Zuordnung und Entschlossenheit vermissen. Erst kam die Freiburger Kapitänin Caroline Abbé völlig frei zum Kopfball (55.), und es stand 1:2. “Das besprechen wir intern”, mochte FSV-Trainer Markus nicht verraten, wem die Aufgabe übertragen worden war, die Freiburger Innenverteidigerin bei den Standardsituationen zu übernehmen. Dann verharrte die Gütersloher Abwehr, als SC-Stürmerin Sonja Giraud in der 69. Minute den Abpraller nach einem weiteren Eckstoß zum 1:3 verwertete.
In der 1. Halbzeit konnte der FSV in der Offensive noch keine wirklich nach Toren riechenden Akzente setzen. Er hatte nach dem frühen Rückstand durch die französische Nationalspielerin Marina Makanza (9.) vor allem damit zu tun, sich des aggressiven Freiburger Pressings zu erwehren. Die fast mit einer Viererkette angreifenden Gäste erzwangen immer wieder Querspiele, riskante Dribblings (Roelvink) oder Rückpässe auf Torhüterin Tessa Rinkes. Deren lange Bälle erreichten dann ebenso selten eine FSV-Spielerin wie die Aufbauversuche der Hintermannschaft. Immerhin kam der FSV bis zum Pausenpfiff auch nicht mehr ernsthaft in Bedrängnis und die Freiburger zu keiner weiteren echten Torchance.
Der 1:1-Ausgleich gleich nach dem Wiederanpfiff durch Rebecca Granz (48.) weckte dann Hoffnungen beim FSV, zumal das Team nun couragierter nach vorne spielte. “Wir haben uns in der Pause darauf eingeschworen, dass wir auch dran glauben müssen”, erklärte Mirte Roelvink. Leider warfen die Schwächen bei den Freiburger Eckstößen schnell wieder um, was sich die Gütersloherinnen an Perspektive aufgebaut hatten.
“Wir haben dagestanden und zugeschaut, wie die den Ball reinhauen”, ärgerte sich FSV-Verteidigerin Mirte Roelvink. Die Enttäuschung der Niederländerin, war groß. “Uns hat in diesen Situationen Konzentration und Biss gefehlt”, erkannte Roelvink und erklärte, wie die Tore vielleicht zu verhindern gewesen wären: “Einfach weghauen, den ganzen Körper reinschmeißen.”
Vielleicht spielte doch eine Rolle, dass mit Nina Claassen kurzfristig eine etatmäßige Verteidigerin wegen Grippe ausgefallen war. So musste die eher für links vorgesehene Roelvink nach innen rücken. Überraschend beorderte Markus Graskamp die eigentlich für rechts offensiv geholte Marion Gröbner nach links defensiv. “Ich wollte in der Kette Erfahrung und Schnelligkeit haben”, begründete der Trainer seine Aufstellung. Nach diversen Wechseln und Umstellungen konnte die Österreicherin erst ab der 78. Minute auf dem rechten Flügel angreifen. Die 27-Jährige, im Nationalteam hinten rechts eingesetzt, nahm die ungewohnte Position ohne Murren an: “Das war in Ordnung.”
Viel mehr nahm Gröbner die verpasste Chance zum erneuten Ausgleich in den Blick: “Wenn wir das 2:2 machen, geht das Spiel anders aus.” Tatsächlich besaß die als Rechtsaußen auch nach hinten überzeugend arbeitende Lara Keller in der 66. Minute die große Möglichkeit zu ihrem ersten Bundesligatreffer. Nach einem entschlossenen Solo von Linksaußen Birgitta Schmücker mit einer Flanke bedient scheiterte die Schweizer Nationalspielerin aber mit ihrer sehenswerten Direktabnahme aus sechs Metern an einer sensationellen Reaktion der Freiburger Torhüterin Laura Benkarth. Zu weiteren Torchancen kam der FSV durch Schmücker (76.) und Kapitänin Anne van Bonn (87.) erst, als die Partie bereits entschieden war.
Bericht NW: Wolfgang Themme