Rheda-Wiedenbrück. Der FSV Gütersloh geht gestärkt in den Kampf um den Klassenerhalt in der Frauenfußball-Bundesliga. Das ist die zentrale Erkenntnis des gestrigen Testspiels gegen den BV Cloppenburg. Aussagekräftiger noch als der 4:0-Sieg über den ambitionierten Tabellendritten der 2. Liga war die Leistung auf dem Platz. Hier stand vor allem Neuzugang Marion Gröbner für eine deutliche Qualitätssteigerung.
Die österreichische Nationalspielerin trug als Rechtsaußen zwar noch das Trikot mit der Nummer 10 und dem Namen von Kristina Gessat. Doch sie könnte die U20-Weltmeisterin, die ihren Vertrag beim FSV vergangenen Woche auflöste, rasch vergessen machen. Neben Spielstärke überzeugte sie auch mit Tempo und aktiver Zweikampfführung. Drei der vier Tore bereitete die 27-Jährige direkt vor, einen eigenen Treffer verpasste Gröbner vor allem in der 50.Minute, als sie den Ball aus zwölf Metern knapp über die Latte beförderte. “Es geht immer noch besser, aber es war ein guter Test für uns”, urteilte die jetzt aus Norwegen gekommene Ex-Herforderin nach der Partie. Vielleicht stände der FSV Gütersloh in der Tabelle nicht auf dem vorletzten Platz, wenn dieser Wunschtransfer von Trainer Markus Graskamp schon im letzten Sommer geklappt hätte.
Einen Auftritt mit größerem Steigerungspotenzial bot die zweite Winterverpflichtung des FSV. Lara Keller zeigte als Sturmspitze temporeichen Einsatz mit guten Laufwegen, agierte im Abschluss aber nicht entschlossen genug. Die im Nummer-12-Trikot von Merle Liedmeier aufgelaufene Schweizer Nationalspielerin ließ gleich vier gute Chancen ungenutzt. Sie holte sich in der 25. Minute aber Beifall für einen schönen Pass auf Maren Wallenhorst, den die Linksaußen im Duell mit der Cloppenburger Torhüterin Dominika Wylezek allerdings auch nicht verwertete.
Die Treffer des FSV verteilten sich auf vier andere Spielerinnen. Innenverteidigerin Nina Claassen schlenzte den Ball in der 26. Minute nach einer verlängerten Gröbner-Ecke mit links in den Winkel. Die starke Marie Pollmann stubste die Kugel gleich mit ihrem ersten Ballkontakt in der 46. Minute über die Linie, nachdem Marion Gröbner von rechts geflankt hatte. Shpresa Aradini bedankte sich in der 77. Minute ebenfalls bei der Österreicherin, die – mit einem langen Diagonalpass toll in Szene gesetzt von Anne van Bonn – erneut von rechts für sie aufgelegt hatte. Zum 4:0-traf Angelika Widowski in der 80. Minute mit einem direkt verwandelten Freistoß, nachdem Aradini nahe der Strafraumgrenze gefoult worden war.
Markus Graskamp war “im Großen und Ganzen zufrieden”, wobei ihn die 2. Halbzeit etwas stärker überzeugte. Nicht gefallen hatte dem Trainer, dass sein Team ein halbes Dutzend des Zweitligisten zuließ. Einmal musste sich Tessa Rinkes wagemutig Gentjana Rochi in den Weg legen (31.), die anderen Cloppenburger Schüsse gingen am Gütersloher Tor vorbei. Anja Berger, die ansonsten einen sehr sicheren Eindruck machte und das Spiel schnell eröffnete, vertändelte in der 63. Minute einen Ball, was fast zum Anschlusstreffer führte. Nur auf Krücken konnte die dritte Torhüterin des FSV das Spiel von der Tribüne aus verfolgen: Laura Giuliania hatte sich am Samstag im Training eine Bänderverletzung am Fuß zugezogen. “Ich komme zurück”, sagte die 19-jährige Italienerin voller Hoffnung, dass sie nur relativ kurz pausieren muss.
Ohne schwer wiegende Konsequenzen bleibt der Platzverweis von Katrin Posdorfer. Schiedsrichter Paul Mues (Wiedenbrück) zeigte der in der 63. Minute eingewechselten Abwehrspielerin in der 86. Minute nach ihrem zweiten Foul Gelbrot.
Zu diesem Zeitpunkt hatten zwei prominente Besucher das Stadion schon verlassen. Hermann Korfmacher (Gütersloh), DFB-Vizepräsident Amateure und Chef des westfälischen Verbandes, hatte seinem bayerischen Amtskollegen Dr. Rainer Koch (Poing), dem für Rechts- und Satzungsfragen zuständigen DFB-Vizepräsidenten, die Tönnies-Arena gezeigt.
FSV Gütersloh: Rinkes (46. Berger) – Barwinsky (75. Paul), Granz (63. Lange), Claassen, Roelvink (75. Widowski) – Hermes (63. Posdorfer), van Bonn – Gröbner, Wallenhorst (46. Pollmann) – Schmücker (75. Aradini), Keller.
Bericht: VON WOLFGANG TEMME